Es lebe die Vielfalt! (Gailtalnetz 2010)

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Editorial (27. 7. 2010, Kulturdatenbank Gailtalnetz):

Es lebe die Vielfalt!

Von Profis und Dilettanten, die sich in ein- und derselben Datenbank tummeln, von Ängsten, Neidern, Schweigern, mangelndem Feedback und was man sonst so an Erfahrungen macht…. (gs)

Keine Sorge, es kommt kein Lamento. Wozu auch, dadurch wird auch nichts besser! Barrieren kümmern mich nicht mehr. Professionellen Künstlern werde es ein Graus sein, neben dilettierenden Hausfrauen zu stehen, wurde eingewendet. Ist doch gut so… Nicht jeder Künstler möchte als Profi gelten, nicht jede dilettierende Hausfrau möchte als Hobbykünstlerin apostrophiert werden. Dieser Datenbank ist es einerlei. Hier grasen Lämmer friedlich neben Wölfen, reihen sich tiefe Seelen aufgrund des unparteiischen Alphabets an ferkelhafte Nachbarn, Möchtegerne an Titanen. Quicklebendige befinden sichTür an Tür mit den von uns Gegangenen. Ars longa, vita brevis, so lernten wir es schon beim Lateiner.

Neid und Missgunst mögen wie alle anderen Schatten in Bedeutungslosigkeit versinken, negative Energien zu verströmen, ist schon lange nicht mehr zeitgemäss, mega-out. Ich glaube an ein Erwachen zu einem neuen Selbst-Bewusstsein – gar nicht so sehr aufgrund der Umtriebe der Eso-Missionare, die nun schon ganz im Mainstream durch die Lande schweifen… Die erfolgreichen Coaching- und Selfempowerment-Strategien, die im modernen Management und zur Persönlichkeitsbildung gang und gäbe sind, bestätigen die Vorteile des Netzwerkens. Mag in der Vergangenheit eine Schutzfunktion gehabt haben, sich in unsren schluchtigen Tälern zu vergraben und zu warten, bis man gefunden wird, mag auch heute noch einige Menschen glücklich machen. Aber um wie viel reicher und spannender kann Kulturleben durch regen Informationsaustausch sein? Ich möchte es nicht mehr missen.

Herzlich wenig halte ich persönlich auch vom Licht-unter-den-Scheffel-stellen – wem nützt es? Und gänzlich zuwider und unverständlich ist mir jegliche Duckmäuser-Mentalität. Ein bisserl unheimlich und rätselvoll ist das Schweigen der Masse, wohl aus unterschiedlichsten Motiven zusammengesetzt. Täglich zwischen zehn und 100 Mausklicks… aber keine aktiven Meldungen, kein Feedback, das ist ziemlich gruselig. Aber dann fällt mir ein, wie viel ich anklicke, ohne eine Äußerung zu hinterlassen. Zeitgeist halt einfach. Initiative ist eine seltene Blume, wie unsere Kärntner Wulfenia. Sei’s drum. Da alles, was hier geschieht, Hobby ist, reinster Dilettantismus… und es tendenziell danach aussieht, dass das Zusammentragen von kulturellen Fakten ein unendliches Puzzlespiel mit mühsamer Detektivsarbeit bleibt, wird sich alles langsam entwickeln, manchmal wird es Pausen geben…

Lustigerweise lebe ich in einem anderen Bundesland. In einer Region, die NICHT über eine solche Datenbank verfügt, wo’s aber auch ganz nützlich und praktisch wäre, weil auch hierzulande trotz Google und Facebook nicht voneinander wissen – Kulturinitiativen, Talente, Vereine….  Vielleicht kommt einmal ein Kärntner auf die Idee, eine solche Datenbank fürs Südburgenland aufzubauen, das wäre ein nette Gegenleistung…

Das ist natürlich nicht ernst zu nehmen, das denk‘ ich mir nur so zusammen, mit einem Lächeln bei einem Gläschen Südtiroler Wein. Obwohl – so abwegig wär’s ja gar nicht.