Das Geheimnis des Vollmondes

Das Geheimnis des Vollmondes

Eine Mini-Erzählung für Kissi!

Diese Story ist inspiriert von bykissis Vollmondbild mit den kreuzförmigen Lichtstrahlen auf Instagram.

Sie war ein zierliche Frau um die Vierzig.

Sie lebte in einem kleinen altmodischen Miethaus am Rande der Stadt.

Freiwillig einsam, denn sie glaubte Abstand von den Menschen zu brauchen.

Ihr Leben war turbulent. Von Kindheit auf war sie für alle da gewesen. Es fiel ihr leicht, Liebe zu geben. In ihrer Familie hatte sie viel Schönes erlebt und in ihren Jahren als junge Mutter auch.

Bis zu dem Tag, an dem sie durch einen Autounfall Mann und die beiden Kinder verlor.

Sie haderte nie mit dem Schicksal. Doch diese Sehnsucht blieb.

Es war bereits Abend, als sie von der Arbeit nach Hause kam. Es war Vollmond.

Eine Tasse Tee in der Hand, betrachtete sie den Vollmond, der durch die Bäume schien.

Plötzlich fühlte sie sich so leicht. Die Stille schien ihr zu sagen, dass alles getan war.

Einfach alles.

Als ob sie einer Eingebung folgen musste, stellte sie ihre Teetasse auf den Tisch und öffnete das Fenster.

Sie starrte unentwegt auf den Mond, der wie ein Lichtkreuz durch die Zweige des alten Birnbaumes schien, umhüllt von einem zarten weißlich-türkisblauen Lichtkreis.

Ihr Herz war von Frieden erfüllt. Sie breitete ihre Arme aus, ergeben, dankbar und froh.

Es war ihr, als käme das Licht immer näher auf sie zu.

Ja, wirklich! Der Lichtschein wurde immer größer und kam sachte näher, bis sie ivon ihm umhüllt wurde.

Sie fühlte sich wie von einer unsichtbaren Kraft angehoben, leicht, beinahe schwerelos, und vom Lichterglanz überwältigt, in dem sie badete.

Auf einmal sah sie drei bekannte Gestalten auf sie zukommen und lächelte überglücklich. Auch die drei hatten ihre Arme ausgebreitet und lächelten ihr zu.

Am nächsten Morgen kam der Postbote und bemerkte, dass die Tür das alten Hauses unversperrt war. Auf dem Tisch stand eine halbvolle Tasse Tee. Ein Fenster war sperrangelweit geöffnet.

Von der Hausbewohnerin fehlte jeder Spur.

 

Gia, 15.3.2018