Kreativität als innovativer Faktor

(diesen Titel meinte ich ein wenig zynisch – innovative Kreativität ist ja ein Pleonasmus)

Kreativität als innovativer Faktor doc (mit einigen zu verbessernden Textstellen)

 

KREATIVITÄT ALS INNOVATIVER FAKTOR UND KATALYSATOR

Schon vor Jahren hatte ich die Idee, dass sich unsere Region Südburgenland als
„sanfter Ökocluster“ präsentieren könnte. Nur wenig ist davon noch eingetroffen.
Bis auf die Muster-Energiestadt Güssing liegt noch vieles brach, obwohl unglaublich viel
Positives geschehen ist. Als gebürtige Kärntnerin stelle ich erfreut fest, wie die
Lebensqualität im Burgenland gestiegen ist, wie viele innovative Betriebe es hier gibt,
Es könnte weit mehr Biobauern geben, man könnte sich mehr gastronomisch und
kunstgewerblich auf heimische Traditionen besinnen. Die Landwirtschaft könnte ähnlich
innovativ wie Güssing agieren, tut es aber leider nicht. Sowohl der Energiesektor als
auch der Agrarsektor grenzen bisher vermutlich aus Berührungsängsten und mangelndem Sachverstand
Kunst und Kunsthandwerk aus, statt symbiotische Wege zu beschreiten. Die Kunst und neues, kreatives Kunsthandwerk sind (noch?) Stiefkindern unserer Region.
Dies gilt auch für kreative Impulse – neue Ideen, Konzepte. Es fehlt Offenheit dafür. Ausnahme: unsere Herzeigbetriebe – einige wenige setzen innovatives Denken hervorragend um!
Andere Regionen zeigen, dass Kunst als „Eyecatcher“, Unterhaltungsprogramm,
Impulsgeber, Attraktion, Innovationsfaktor mannigfachen positiven Impakt haben kann.
Zusammenarbeit („Kreativwirtschaft“) mit der Wirtschaft ist institutionalisiert
(z.B.angewandtes Design, Geschäftsideen), greift aber nicht wirklich durch. Dabei
mangelt es keineswegs an Leuten, die kreatives Know-How vermitteln könnten
(Erwachsenenbildungseinrichtungen zeigen Einiges an Potenzialen, und mehr
schlummert).
Aber:
Es fehlt an Impulsen von „oben“, an einer Sensibilisierung für den Wert des gesamten kreativen Bereiches.

Also: Bitte auf Kooperationen Kunst/Kultur und Ökonomie/Agrarökonomie setzen!
Auf kommunaler Ebene, in Kooperation mit Betrieben, Großevents (wie z.B.
Paradiestage)…. Kunsthandwerkliche Schulungen können neues Merchandising
erschließen.
Eventmanager sollten wie selbstverständlich die lokalen kreativen
Kräfte einladen undeinbeziehen. Es sollte zur Gepflogenheit werden, bei Gemeindeversammlungen kreative
Kräfte zu Wort kommen zu lassen, mit ihnen gemeinsam Konzepte zu entwickeln,
eventuell als gemeinsame Gesprächsrunde zu institutionalisieren.
(Natürlich sind nicht verträumte „Hobbykünstler“ gemeint, sondern Menschen mit Biss und Background).
Aber wenn – so wie in unserer Gemeinde – noch nie ein Gemeindevertreter einer
Einladung zu einer Vernissage oder einem Tag der offenen Tür Veranstaltung gefolgt ist,
ja sich nicht einmal entschuldigt! – brauchen diese auch ihrerseits nicht zu erwarten, dass
man für sie Berater spielt).
Wir werden in unserer Gemeinde als Künstler totgeschwiegen. Öffentlichkeitsarbeit?
Solche Erneuerungen müssen daher offenbar „von oben“ durch entsprechende Gesamtprojekte
bzw. Initiativen an die lokalen Meinungsbildner und Entscheidungsträger vermittelt werden, gestützt von Experten, die den Nutzen hervorheben, Positivbeispiele aus anderen Regionen zu vermitteln wissen und dergleichen.
Übrigens, es gab so etwas wie Regionalförderung und Regionalmanagementberatung – diese wussten mit Ideenbringern und Künstlern aber leider nichts anzufangen.
Wie sagte einst Dagobert Duck: „Wirtschaftliches Kapital brachliegen zu lassen, ist wirtschaftlicher Wahnsinn!“
Das Gleiche gilt aber auch für geistiges Kapital!
Der Tourismussektor zeigt sich allmählich bereits recht kooperativ, verfügt jedoch nur
kaum über Fördermittel. Werbung wie z.B. im neuen KulTour-Folder müssen die
Künstler aus eigener Tasche bezahlen. Das ist für viele bereits ein Ausschließungsrund.
Nur wenige können von der Kunst leben, für die meisten. Es hat mich auch ein bisserl empört –
denn nicht wir KünstlerInnen sollten mit bezahlten Werbeeinschaltungen werben, sondern
es sollte mit ihrem Vorhandensein geworben werden! Wir haben etwas zu bieten, das
mehr ist als nur eine Dienstleistung.
Viele Objekte sind einfach Kunst und kaum zum Verkauf geeignet, wie beispielsweise Installationen.
Das Bewusstsein der heimischen Betriebe ist unrichtig. Das zeigt sich beispielsweise
darin, dass Wirte Künstler ersuchen, Bilder aufzuhängen, diese Bilder aber nur als
kostenlose Attraktion/Dekoration betrachten, jaes meist nicht einmal der Mühe wert finden, eine
Eröffnung zu veranstalten. Meist gibt es für diesen unwürdigen „Deal“ bei Wirtsleuten
nicht einmal einen Kaffee! Das meine ich mit mangelnder Wertschätzung und mangelndem Verständnis.
Da wäre dringend entsprechende Aufklärungs- und Integrationsarbeit zu leisten.

Als Initiatorin des Künstlerstammtischs im Kunstcafé Silvia, Stegersbach, und Mitglied
des Künstlerkreises Süd um Prof. Josef Lehner weiß ich, dass ich mit dieser Meinung stellvertretend für die meisten KünstlerInnen unserer Region spreche!
Beispiel 1 – Paradiestage: Meine Anregung, auch Kunst und Kunstevents als zusätzliche
Attraktion bei den Ausstellern anzubieten, verhallte ungehört.
Beispiel 2 – Tage der offenen Ateliertüren der bgld. Kulturabteilung – ganz schwaches Management, massive Fehler, taube Ohren für Wünsche und Anregungen (also nicht einmal Hilfe bei den „Zuständigen“!)
Beispiel 3 – Landwirtschaftliche Fachschule Güssing. Missbrauchte mich für einen Tagder offenen Tür als „Lockvogel“ – ich durfte 2005 meine Bilder und Modelle aus Pflanzenfasern vorzeigen – unter dem Vorwand, ich würde als Workshopleiterin engagiert werden. Ich sah mich dort von den Veranstaltern völlig „kaltgestellt“ – und das, obwohl das Publikum hellauf begeistert war!
Beispiel 4 – Versuch vor Jahren, mit kurzen Konzepten Gemeinden zu inspirieren – endete als völliger Fehlschlag. Fazit: was nicht von „oben“ angeordnet wird, hat keinen Wert.
Beispiel 5 – Kein Kulturzentrum des Burgenlandes hat an die bildenden Künstler
gedacht! Es gibt eigentlich nicht Raum für Ausstellungen! Ein trauriger Missstand!
Beispiel 6 – Versuch, eine Gemeinde, die dafür prädestiniert wäre, für einKünstlersymposium zu gewinnen –der lokale Manager tat interessiert, doch alles nur leere Kilometer.
Beispiel 7 – Anregung an einen Naturparkmanager, kreative Workshops anzubieten, mit Land Art Charakter – Konzepte liegen in der Schublade – keine Einladung zu einemTermin, sondernein eher gelangweiltes „Na, dann schauen ʼs halt mal vorbei.“ Bei so wenig Interesse lleber nicht!
Beispiel 8 –Vorschlag, große (harmonische!) Objekte aus nachwachsenden Rohstoffen als Attraktion in die Landschaft zu stellen oder einen Weg damit anzulegen – stieß beim Kulturlandesrat auf Zweifel – lieber kleine Sachen machen…
Beispiel 9 – aus Freundschaft „Gratiskonzept“ für eine Nachbargemeinde. Der Amtmann ignorierte es, trug seine eigenen Ideen vor, die präkommunistisch anmuteten undniemanden interessierten. Er bezog sich af MEIN Marketing- und Kreativkonzept – also sogar noch ein Schuss nach hinten! Ein entsprechendes Bewusstsein für kreativeLeistungen vorausgesetzt, dürfte so etwas nicht passieren.
Beispiel 10 – Künstlerkreis Süd – Premiere in Güssing: eine eindrucksvolle Ausstellung zu Ehren der Energie stadt Güssing zum Thema „Die vier Elemente“- Europäisches Zentrum für Erneuerbare Energie absolut nicht kooperationsbereit.

Die Liste kann fortgesetzt werden.
Ich hoffe, ich kann damit illustrieren, worum es mir geht.
Hätte beispielsweise die Landwirtschaftliche Fachschule eine
Kooperation mit mir begonnen, könnte es einen neue kunsthandwerkliche Zweig in unserer Region geben,
der in völlig neuer Art und Weise mit natürlichen Materialien gestaltet. Die Fachschule
hätte sich mit Innovationsbereitschaft an das innovative Image am Energiesektor anschließen können. Symbiotisch könnte man an einem Strang ziehen, was ganz neue Dimensionen erschließen könnte(„Ökocluster Süd“).
Doch es fehlte einfach der Horizont.
Es müsste Coaching für regionale Entscheidungsträger geben wie Schuldirektoren, Gemeinderäte – damit sie lernen, über ihr bisheriges Tätigkeitsfeld hinauszuschauen.
Dass Kunst keinen Wert hat, solch eine Annahme kann ja nur von einer entsprechenden persönlichen Prägung
kommen, die aber heutzutage, wo wir Innovation durch  neue Konzepte,neues Design, durch Unterscheidbarkeit, durch eigenständige regionale Entwicklung überleben können, völlig unangebracht ist.
Ich behaupte sohin kühn, vielen Managern in Schlüsselpositionen fehlt der Background, fehlt der Horizont.
Sie sind nicht sensibilisiert und haben kein strategisches Werkzeug in der Hand, um flexibel zu sein und neue Impulse zur Erweiterung des bisherigen aufzunehmen und einzusetzen.
Und nicht nur bei uns.
Ich darf es noch mit einem Beispiel vom Ökocluster Oststeiermark schildern:
Dort experimentierte man in den letzten Jahren (Joanneum Research) mit der
Herstellung von Platten aus extrahierten Grasfasern, doch konntencdiese nicht ÖNORM-gerecht produziert werden, weil sie sich ständig etwas verzogen. Ich interessierte mich als Künstlerin für dieses Rohmaterial und meinte, das sei im kreativen Bereich völlig egal, man könne eine wahre kreative Industrie mit diesem Material entstehen lassen – Oberflächengestaltung, Objekte,… Interesse, dies auch nur als eigenständigen Sektor in Betracht zu ziehen, gleich null!
Wissenschaftler, klar umrissener Auftrag, Punkt. Mittlerweile habe ich auf diesem Sektor zwei Patente in der Tasche und werde mich ab Herbst um eine Verwertung der Patente bemühen.
Last but not least: Es fehlt ein modernes Präsentationszentum – von Wien bis Graz im

gesamten Alpenostraum gibt es kein modernes, wirklich geniales Gebäude. Man sollte vielleicht überlegen, neue Wege zu gehen, wie beispielweise die Mitnutzung einer Shoppingmeile (eo??) mit entsprechend hellen, technisch ausgestatteten Räumen für Ausstellungen, Konferenzen, interaktive Messen.

Kunst soll zu den Menschen kommen, spürbar, erlebbar sein, wahrgenommen werden, nicht nur in Museen leben.
Ich hoffe, dass dieses Papier bei der Landesentwicklung berücksichtigt wird.
Ich bitte, meine Argumente zu durchdenken.
Dies sind nur Ansätze, ich kann auch gerne bei der Umsetzung mitwirken
Dr. Lygia (Gia) Simetzberger
Neusiedl bei Güssing, 19.3.2010