Paolos erster Raumflug

Das war der erste Entwurf der Geschichte von Paolo Savinolos Raumflug! Die Geschichte ist noch nicht zu Ende erzählt.

C-Landia – ein geheimer Ort

Es gibt Geschichten, die Dichter, Maler, Filmemacher inspirieren. Diese ist womöglich eine davon… Und erfreulicherweise eine mit gutem Ausgang…

 

Mit einem mysteriösen E-Mail begann es… Einer dieser langen Winterabende – und – ping! – ein Mail mit dem Betreff „Einladung nach C-Landia“ mit einem rätselhaften Absender namens „YYCC“. Um Haaresbreite wäre das Mail im Spamordner gelandet, aber ein merkwürdiges Gefühl veranlasste Paolo Savinolo, die Vorschau zu betrachten.

Nun muß erwähnt werden, dass Paolo Savinolo, seines Zeichens Eigner eines Reiseunternehmens, das Luxusreisen anbietet, begeisterter Reisejournalist und Hobby-Astronom, ausgesprochen vorsichtig und skeptisch veranlagt ist. Seit seiner Scheidung vor acht Jahren genießt er ein ruhiges Leben und hat wieder mehr Zeit für seine Hobbys. Er liest gerne, am liebsten Technik-Bücher und Neues aus Wissenschaft und Forschung. Dann und wann schreibt er Fantasiegeschichten.

Paolo wohnt seit einigen Jahren in einem Penthaus und liebt abgesehen vom Alleinsein den nächtlichen Panoramablick auf den Himmel über der Stadt. Selten ereignet sich in seinem geordneten Leben Unvorhergesehenes. Ungläubig staunend las er nun: „Sehr geehrter Herr Direktor Savinolo! Wir möchten Sie zu einer Reise einladen, wie sie noch in keinem Reiseprospekt steht.“ Neugierig geworden, lümmelt Paolo in deinem Designersessel, die Beine überkreuzt auf einem passenden Hocker gestützt, und starrt auf seinen Laptop.

Er liest weiter: „Wir haben Sie unter zahlreichen Erdlingen ausgesucht, weil uns Ihr Profil ansprach und uns vermuten lässt, dass Sie unser kostenloses Angebot schätzen. Ihr Reiseziel befindet sich 64,7 Lichtjahre von Ihrem Planeten entfernt, doch keine Bange, Sie benötigen keine besonderen Voraussetzungen und verlieren keine Zeit. Bei Interesse freuen wir uns, nähere Details mit Ihnen auszutauschen. Mit lieben Grüßen Yoli und Yadoo Cano Cat.“

Paolo sprang wie von der Tarantel gestochen auf. Wenn das stimmte! Doch nein, das kann nur ein Scherz sein! Und überhaupt 64,7 Lichtjahre – was befindet sich überhaupt in dieser Entfernung? Nein, nein! Erst mal eine kecke Antwort! „Bin interessiert! Aber wie seht ihr aus?“ Als hätte man auf die Antwort gewartet, langte postwendend ein Bild ein. „Das kann nicht sein!“ rief Paolo aus. Zwei fantastisch gekleidete Personen standen lächelnd vor einer tropischen Landschaft, laut Bildbeschreibung handelte es sich um Yoli und Yadoo. Aber… Sie hatten Katzenohren und Katzenohren! Fake oder Faschingsscherz?

„Danke, ihr seht gut aus… Könnt ihr mir auch ein kurzes Video zeigen?“ schrieb er und wartete neugierig auf die Reaktion. Prompt langte ein Video ein, das die beiden zeigte, miteinander plaudernd und an einem sandigen Meeresstrand entlang spazierten. „Bin dabei! Wann bin ich wieder zurück? Wann geht es los?“ schrieb Paolo höflich dankend zurück und dachte sich: „Das glaubt mir keiner!“ Die Antwort lautete: „Gemach, gemach! Sind in nächster Zeit Termine wahrzunehmen? Abflug in drei Tagen möglich, wir bringen einen vollautomatischen Terminwahrnehmer mit, der Ihre beruflichen Pläne aus ihrem Elektronenfeld filtert und während Ihrer Abwesenheit übernimmt.“

Paolo ist noch niemals Außerirdischen begegnet. Jedenfalls nicht wissentlich. Digital fragt er Daten wie „Katzenartige“, „Katzenplanet“, „Katzenkult“ ab. Nirgendwo ist etwas über eine Katzenpopulation in 64,7 Lichtjahren zu lesen. Nun, die offiziellen Informationen sind auch noch ein Jahrzehnt nach dem globalen Beschluss der Offenlegung sehr lückenhaft.

Allmählich dämmert Paolo, warum ausgerechnet er eingeladen wurde. Seine Bibliothek enthält Dutzende Bücher über Rassekatzen, Katzenpflege, Katzenheilkunde und -ernährung. Hinzu kommen zahlreiche prächtige Bildbände, sowohl Wildkatzen als auch Raubkatzen betreffend. Nicht nur aufgrund seines Metiers, sondern auch als ausgewiesener Katzenfreund wurde Paolo auserkoren!

Endlich war alles abgeklärt und alles Nötige gepackt und kam die ersehnte Stunde. Artig stand er mit seinem Köfferchen (und vorsichtshalber mit einem Handtuch) vereinbarungsgemäß auf der kleinen Veranda und sah alle fünf Minuten auf seine Armbanduhr (eine Habring natürlich). Um punkt sieben Uhr abends tauchten verschwommene Umrisse auf Augenhöhe vor ihm auf, einer unruhigen Wasserfläche ähnelnd. Ein bogenförmiges schimmerndes Türchen wurde sichtbar, dann so etwas wie ein Steg, eingesäumt von hauchdünnen, stoffähnlichen Wänden. Das Türchen öffnete – keine Spur von Yoli und Yadoo…

Stattdessen begrüßten ihn drei hasenohrige Stewardessen in entzückenden rot-weißen Röckchen und roten Lackstiefelchen. Eine von ihnen setzte ein kubisches weißes Kästchen ab. Der Terminwahrnehmer war’s. Ein Surren signalisierte dessen Aktivierung. Die zierlichen Häsinnen mit ihren geraden, wohlgeformten Beinen und ihren betörenden Augen erinnerten Paolo so sehr an diese Bunnies aus einem Herrenmagazin, dass er nicht umhin konnte, anerkennend zu pfeifen. Die drei Hasen-Girls begrüßten ihren irdischen Passagier in formvollendetem Deutsch und geleiteten in ein luxuriös ausgestattetes Gefährt, dessen Interieur alle Paolo bekannten Fünfstern-Hotels verblassen ließ.

Unverzüglich schloß sich das Türchen. Die Gangway verschwand seitlich in einer Wand. Paolo stellte fest, dass er sich eher schwebend fortbewegte. Zwei weitere Bunnies, nicht minder hübsch als das Empfangsteam, offerierten ihm Kaffee und 18jährigen Single Malt seiner Lieblingsmarke. Paolo genehmigte sich ein Schlückchen, setzte sich auf das bequeme Sofa, das für ihn bereitstand, und erkundigte sich: „Wo sind die zwei Ypsilons – äh, Yoli und Yadoo? Und wann geht die Reise los?“ Das Girl mit den hübschesten Öhrchen meinte: „Sie erwarten dich auf unserem Planeten. Wir sind schon längst unterwegs und haben bereits eine Distanz, die eineinhalb Lichtjahren entspricht, zurückgelegt.“

Paolo ist fassungslos. Wie auf einem dieser riesigen Kreuzfahrtschiffe war keine Bewegung zu spüren, kein Fahrgeräusch zu vernehmen. „Wo ist der Captain? Wo die Brücke?“ Die Häschen lächeln. „Das ist eine selbststeuernde Fähre. Für eine Änderung der Route genügt ein mentaler Befehl von uns.“ Gut, dann nicht… Seine Augen schweiften umher. Eine dezente Wohnzimmer-Einrichtung, sanftes Licht, angenehme Wärme – doch weder Heizkörper noch Fenster? Nanu! Durch die Wand schwebt eine helle Katzengestalt. „Hallo, ich bin Mirajuu! Willkommen an Bord! Ich darf dir unser Gefährt ein wenig erklären. Schön, dass du dich wohlfühlst. Fenster und Türen schaffen und entfernen wir mental. Verbinde dich während des Flugs mit meinem Bewusstsein, und es gelingt auch dir.

In der Tat! Paolo versucht sich in mentaler Fensterkreation und kam aus dem Staunen nicht heraus. Ein riesiges rahmenloses Fenster bot einen fantastischen Anblick auf ein Segment der Milchstraße und in den unendlich erscheinenden Raum.

„Mirajuu! Katzen und Hasen – was gibt’s bei euch noch?“ Die Hasen-Girls kicherten und entfernten sich. „Nun… Die Katzen, wie du siehst, größenmäßig der menschlichen Rasse entsprechend, bevölkern seit Jahrhunderttausenden den Planeten YYY-Mjuh. Vor etwa dreitausend Jahren setzte eine Zuwanderung der intelligenten Hasen-Spezies ein. Na, und da gibt es noch einige Humanoide, die einmal gestrandet sind. Und die azurblauen Vogelwesen. Entwicklungsmäßig gesehen sind wir nach euren Begriffen fortgeschritten, im Vergleich zu anderen Sternenvölkern aber eine noch recht junge Population.“

Nach gefühlten fünf Stunden Flug, die aber dank der Unterhaltungsdame sehr rasch vergehen, taucht erneut das vertraute Türchen auf. Die Ypsilons, wie Paolo sie nannte, winkten ihm zu und….