Ich denk‘ an Tscherniheim

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Ich denk’ an Tscherniheim…

(ein einfaches Gedicht, inspiriert von einigen Aufenthalten in der Bodenalm im April und Mai 2019)

Text: Lygia Simetzberger

 

Textpassagen werden für ein Lied verwendet werden, das noch im Entstehen ist.
Tscherniheim, versunk’ner Ort in der Bodenalmidylle!
Immer wieder bin ich dort und genieß‘ die Stille…

Wo einst geschäftiger Betrieb mit Glaserzeugung blühte,
nur ein schmuckes Kirchlein blieb dank frommer Menschen Güte.

Von der Siedlung ist nichts ganz. Nur mehr Mauern, Schlacke, Stein.
Unter Wurzeln schillernd Glanz, Splitter alten Glases, fein…

Längs sind Tafeln aufgestellt, und Wand‘rer zieh‘n vorbei.
Versunk’ne Stätten, geschildert kostenfrei!

Erholung ist heute mehr beliebt als Glas und andere Werte.
Orte, wo es Ruhe gibt, lindern des Lebens Härte…

Ein munt’res Bächlein sprudelt hell, belebt mit seinem Rauschen.
Von alten Zeiten spricht der Quell, wenn wir geduldig lauschen.

Damals unter Lärm und Rauch kunstvolles Glas entstand
ganz nach strengem Handwerksbrauch – und zu reichen Tischen fand.

Arbeit hart in Einsamkeit. Gesteine bot der Golz.
Hoffnung, Liebe, Freud‘ und Leid. Wald verschwand für Holz.

Wie so oft hing alles ab vom schnöden Engpass Geld.
Durch Mangel brach das End‘ herein der abgeschied‘nen Welt.

Heute geben manche Funde, rare Stücke in Museen
vom einst‘gen guten Schaffen Kunde – vom Werden und Vergeh‘n.

Edles Waldglas, hier entstanden, birgt das Museum in Spittal.
Und auch Geräte, die sie fanden. – Kühe mähen das Areal…

Im Fuhrwerk kam die heikle Fracht hinaus nach Stockenboi.
Kraxenträger gingen sacht übern Berg mit Ware neu.

Abends raunt es in den Bäumen, wenn die Sonne untergeht.
Rundum starke Berge säumen, und ein Hauch Vergessen weht.

Tscherniheim! Wo sind die Herren? Die Meister und Gesellen?
Knechte, Frauen, Kinder, Lehrer? Ach, könnten sie erzählen!

G’rade ein versunkener Ort lässt uns so herrlich träumen.
Ein milder Zauber lockt uns fort zu längst vergang’nen Räumen.

Das Almgebiet besitzen heute, sorgend für des Waldes Pflege
emsige Hermagorer Leute, stolz auch auf die Wanderwege.

Um ihr Almgebiet zu sehen, müssen sie aus ihrem „Reich“,
denn sie fahren oder gehen in einen and’ren Bezirksbereich,

zu ihrer heimeligen Bergidylle im Naturpark Weißensee!
Ab Hermagor geh’n nicht grad viele zu Fuß von Radnig in die Höh‘.

Doch wenn hier droben Kirchtag ist, kommen Leut‘ von weit und breit,
umringen die, die vorne beten, in Wanderg‘wand und Trachtenkleid.

Das Kirchenglöckchen froh erklingt. Sie singen und sie plauschen…
Von Almküh’n ist die Schar umringt, die auch der Andacht lauschen.

Im Almgasthof kehrt all’s Volk dann ein auf Käs‘ und ein gutes Mahl.
Seht’s in der Tür den Schlackenstein der Öfen dazumal?

Ich grüße dich, mein Tscherniheim, und deine wackeren Leute!
Viel blieb für alle Zeit geheim. Ganz anders war‘s als heute…

Wenn die Fichtenwipfel wehen und die Frühlingsboten blüh‘n,
möchte ich dich wiedersehen – und meinen Weg am Bächlein zieh‘n!

 

Seite aus dem Kulturportal Gailtalnetz:

Tscherniheim_Gedicht_EF2019