Pharomba

 

Gia Simetzberger

Oktober 2012

Ein mächtiger, aber sanfter mythischer Vogel wacht im Zentrum Shape-Towns, Pharomba nennen wir ihn.

Inmitten dieser unüblichen kleinen Stadt mit ihren gehenden Häusern leben die sogenannten Kreativ-Delegierten. Denn: Shape-Town ist das Übungsgelände für Menschen, die bereits erlernt haben, Gedankenformen zum Schweben zu bringen und dreidimensionale Formen mit materielosen Techniken zu verändern. Unsere Häuser, unsere Parks, einfach alles können wir Shapianer schweben lassen.

Es ist zauberhaft, hier zu leben, nicht mehr an einengende physikalische Gesetze gebunden zu sein. Alles hier hat etwas von einer bunten, frohen Märchenwelt. Mein Transformations-Trainer ist energiegeladen, höchst kreativ und kann sich gut einen Meter größer machen – wirkt sehr erheiternd. Das Ändern der Körpergröße ist recht aufwändig und nichts für Anfänger. Mein Trainer kann sich auch kleiner machen, er ist ein wahrer Shape-Meister.

Dass er sich auch in Lichtpyramiden verwandeln kann und dass auch wir bald diese Technik anwenden können, ist schon magisch. Mitunter bringe ich es bereits zu schillernden Sphären, in denen ich mich ein paar Meter vom Boden erheben kann. Ich habe das dritte Kursbuch durchgearbeitet. Die größte Herausforderung ist es, beim Praktizieren immer heiter und unerschrocken zu bleiben. Nur dann gelingen nämlich die Übungen. Aber es lohnt sich!

Oft zeigen sich geometrische Formen in frohen Farben, von den Shape-Meistern aus dem unsichtbaren Raum projiziert. Leicht ätherisch schimmern sie, ziehen durch die Straßen. Unsere Lehrer möchten uns anspornen. Pharomba, der große Wächter-Vogel, genießt sein Leben. Manchmal necke ich ihn telepathisch.

Geshapte Mäander und Spiralen reagieren übrigens besonders gut auf Musik und Tanz. Wenn wir Shapianer Energiekreise bilden und die alugelischen Etaranda-Harmonisierungen intonieren, geraten diese Formen außer Rand und Band vor Freude, hüpfen und schwingen im Takt, ja beginnen zu leuchten. Dann verbinden wir uns mit ihrem Bewusstsein, was uns zum kollektiven Schaffen sogenannter Elicon-Schweber für komfortable Gruppenreisen befähigt.

In solchen Augenblicken entstehen manchmal sogar so nebenbei neue Universen, wir können es gar nicht verhindern. Ihr versteht nun wohl, warum wir Shape-Town lieben, nicht allein wegen der gehenden Häuser und der tanzenden Mäander und Spiralen. Die Mühelosigkeit, die aus Harmonie entsteht, ist unbeschreiblich beglückend.

Wie die anderen zehn SF-Geschichten, die für das Projekt Hand to Hand bestimmt waren, habe ich auch diese Geschichte stark überarbeitet und im Jänner 2012 auf Story.One veröffentlicht.

Neuer Titel: Die Shapianer

https://www.story.one/u/clarissa_smiles