Basis – PR

Basis-PR, Basic Relations bzw. Public Relations auf der Basis – ein Modell von mir, unterbreitet 1997 in Innsbruck

Beitrag für: Stattzeitung Politik Kultur Europa – Lygia Simetzberger – 14.6.1997

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BASIC RELATIONS

Public Relations auf der Basis – eine Basis für weltweite Kooperation

Als ich mir diese Überschrift ausdachte, überkamen mich Zweifel, obwohl mich diese Idee schon seit Jahren beschäftigt: Transportiere ich etwas grundlegend Neues, oder fülle ich alten Wein in neue Schläuche?

Die heutige Zeitenwende erfordert neue Funktionen und die Entwicklung neuer Strukturen. Eine solche neue Formgebung hat sich mir in meinem beruflichen Fachgebiet Public Relations visionär (Vision im Sinn einer realisierbaren Gedankenform) aufgedrängt. Diese neue Struktur Basic Relations ist wirklich eher als eine neue Betrachtungsweise beziehungsweise als Teil eines „Neuen Denkens“ (à la Fritjof Capra) zu verstehen. Wie soll diese neue Philosophie, die ich hier erstmals vorstellen will, definiert werden?

Nun, ich will zunächst einmal die Ausgangslage veranschaulichen:

Gehen wir einmal von der bisherigen Öffentlichkeitsarbeit im Sinn einer langfristigen Vertrauensbildung in Wirtschaft und Politik aus. Es gibt dabei gewisse Grundsätze, ein gewisses Berufsbild (ziemlich konträre Berufsbilder nach der traditionellen und der modernen Schule!) und einen Ehrenkodex, dem man sich als korrekte/r PR-Fachmann/Fachfrau unterwirft. Im Rahmen meiner Tätigkeit fiel mir sehr bald etwas auf: Es zeigte sich immer wieder, daß ein PR-Träger (eine Organisation, die Öffentlichkeitsarbeit betreibt bzw. betreiben will) seine Selbstdarstellung in sein Umfeld einbringen wollte, ganz eindeutig mit seinen Eigeninteressen im Vordergrund, wenn auch mit gelegentlichen mehr oder minder guter Tarnungsversuchen. Hingegen verfügt das Umfeld, das der PR-Träger „bearbeitet“, über keine adäquate Methode, entsprechend zu reagieren. Details würden hier leider den Rahmen sprengen.

Es ist schon ziemlich befremdend, daß man nur von sich selber sprechen will, aber sich gar nicht in die diversen Gruppen hineindenkt, die man ansprechen will – sind sie überhaupt bereit, zuzuhören? Woher diese Selbstgefälligkeit? Die Antworten sind – auch ohne Kenntnis der individuellen Sachlage – leicht zu finden. Aber noch immer stand für mich eine Frage im Raum: Was ist los mit diesem „Umfeld“? Ich begann, ohne mir dessen bewußt zu sein, den Spieß umzukehren. Klar doch: Man hat für den Auftraggeber zu arbeiten. Aber wenn festzustellen ist, daß rundherum eine Gesellschaft lebt, die nur noch auf die potenten Reize der Marktführer reagiert, rubbelmüde und an Preisausschreiben schon ziemlich desinteressiert ist…

Menschen im täglichen Existenzkampf haben weder Zeit noch Energie, die Weltsituation kritisch zu beobachten und zu reflektieren. Kreditraten, arbeitslose Angehörige, unbewältigte negative Emotionen. Nur wenigen gelingt es, ihre persönlichen Barrieren zu überwinden. Diese Minderzahl sind als Pioniere für ein Netzwerk weltweiter brüderlicher Kommunikation und für dauerhaften Frieden zu betrachten – kurzum, der Sauerteig, der auch die gehandicapte übrige Menschheit positiv beeinflussen kann.

Für die herkömmliche Öffentlichkeitsarbeit ist Egoismus die Ausgangsbasis, PR ist die Stimme der PR-Träger. Das visionäre Pendant stellt die Zusammenarbeit vor das Individuum, die individuellen Fähigkeiten und Besonderheiten nützend. Überall auf der Welt, von allen Ressourcen und Möglichkeiten der Kommunikation Gebrauch machend, basierend auf einigen ethischen Prinzipien, die künftig selbstverständlich sein sollten:

  1. Zusammengehörigkeit (als Menschen unabhängig von Merkmalen)

  2. Universelle Bereitschaft zum Überwinden von negativen Emotionen

  3. Kooperationsbereitschaft bzw. Anerkennen der Tatsache, daß Konkurrenzdenken zu keiner positiven Entwicklung führt

Ziele sind. Aufklärung, gegenseitige Motivation, Lebenshilfe, Aufklärung über bestimmte Ereignisse, Weitergabe von Beobachtungen und Erkenntnissen, Erfahrungsaustausch, kritische Auseinandersetzung mit aktuellen regionalen und globalen Entwicklungen.

Auf dieser Basis kann regional und überregional ein Netzwerk entstehen, das mit Hilfe von bestimmten einfachen Spielregeln, die aus Gründen der Effizienz notwendig sind –

1. dem Informationsaustausch und der gegenseitigen Motivation dient

2. mit vielen weiteren spezifischeren Netzwerken, die der obigen Einstellung entsprechen, kooperiert.

Hier einige Grundlagen zur Entwicklung von Spielregeln:

  • Es ist in unserer Ära der Vernetzung eine Strategie zur Verbesserung der vertrauensbildenden Kommunikation zu entwickeln und umzusetzen, mit dem Ziel der individuellen, regionalen und überregionalen Lebenshilfe.

  • Die Pioniere auf diesem neuen Gebiet sind „Aktive“, Menschen, die wachsam und engagiert sind und sich einen weiten Horizont erworben haben.

  • Unter Lebenshilfe ist weder soziales Engagement zu verstehen (Spenden, Trösten,… noch „Outen“ wie in zeitgenössischen Talkshows, sondern das Erwecken schlummernder Qualitäten wie Schärfung der Beobachtungsgabe, Kreativität, Mut, Selbstvertrauen bzw. die Nutzung dieses Potentials.

  • Es sind nicht nur interessensspezifische Netzwerke erforderlich, sondern die Entwicklung einer Basis-Kommunikation – Basis im Sinne von Menschen, die verantwortungsbewußt agieren und von Menschen, die Information suchen.

  • Diese Basis-Kommunikation baut auf einer positiven, bewußten, kritischen und selbstverantwortlichen Lebenseinstellung auf.

  • Basic Relations bedeutet: Wir sind Menschen einer Erde, gleichwertige Geschwister. Unsere unterschiedlichen Auffassungen sollen uns helfen, voneinander zu lernen, vorbei die Zeit, in der sie als Barrieren betrachtet wurden.

  • Basic Relations befaßt sich inhaltlich primär mit: Informationsaustausch bzw. -weitergabe über Ereignisse weltweit, die friedensschaffend bzw. -erhaltend sind, Firmen/Produkte, die umweltfreundlich sind, Alternativmedizin, bahnbrechende Literatur, Persönlichkeiten, die Lebenshilfe vermitteln, aufklärend und motivierend wirken – zu diesem Zweck können Informationszentren geschaffen werden

  • Basic Relations ermöglicht, ein Netzwerk aufzubauen unabhängig von der Lebenseinstellung (also keine Etikettierung à la Religion, Esoterik, Lehrer, Wissenschafter u. dgl.)

  • Zugang haben Individuen und Juristische Personen. Darüber hinaus können BR-Knotenpunkte (z.B. regionale private „Institute für die Basis“) als Anlaufstellen dienen.

  • Sich ergebende Lobbying-Aktivitäten müssen sich selbstverständlich auch an den ethischen Prinzipien orientieren.

  • Basic Relations bedeutet auch: Weitersagen.

  • Die Kommunikation soll sich nicht nur auf meßbare Aktivitäten beschränken – positives Denken, Gebet, Telepathie haben definitiv Auswirkungen.

  • Qualitätskontrolle: Da es weder eine übergeordnete Instanz noch einen Zensor gibt, gilt hier: intuitiv prüfen – ist diese oder jene Information für mich gut?

  • Für Basic Relations scheint das Internet die perfekte Basis zu sein. Es wird viel über Internet laufen, aber BR wird sich nicht von Internet abhängig machen, ebensowenig wie von anderen Einrichtungen. Für die Präsenz im Internet werden zur Vermeidung von Überfrachtung spezielle Spielregeln, z.B. zeitliche Limits, erforderlich sein. Darüber hinaus ist eine Formgebung erforderlich und ein in kurzen Intervallen wechselnder Vorsitz als Koordinierungsstelle. Internet sehe ich aber auch als eine Krücke, auf die wir uns nicht verlassen sollten.

  • Weder die Entwicklung dieser Strategie noch deren Umsetzung finden voraussichtlich Unterstützung durch öffentliche Einrichtungen oder Wirtschaftsunternehmen. Das Netzwerk ist daher auf der Basis gegenseitiger Hilfe zu schaffen und zu erhalten.

  • Das Netzwerk ist öffentlich zugänglich und weiß sich aufgrund seiner Prinzipien vor destabilisierenden Maßnahmen zu schützen.

  • Zu viele Hunde sind des Hasen Tod – mit einem Minimum an Struktur soll ein Maximum an qualitativ hochwertige Information weitergegeben werden. Bei ersten Anzeichen eines Niederganges (Informationsflut, Ermüdungstendenzen) sollte eine Änderung in der Informationsweitergabe erfolgen (absichtliche Traditionsbrüche).

  • Der Zugang ist jederzeit kostenlos. Für Ausschlüsse sind faire Spielregeln auszuarbeiten.

Hier also der erste Versuch einer Definition: Unter Basic Relations sind alle Bemühungen auf der Basis zu verstehen, untereinander kritischen Informationsaustausch und Lebenshilfe zu kultivieren. Dies gilt für Individuen, Gruppen und Institutionen, wobei die Stimme einer Institution wie die eines Individuums betrachtet wird. Basic Relations kann als eine besondere Art des Networking betrachtet werden, das aus seiner Entstehung als Gegenstück zur Von Aktivitäten wie z.B. Friedenserziehung, Ökologie-Kampagnen u.dgl. grenzt sich Basis Relations ab, indem es umfassend und nach besonderen Spielregeln agiert. Basic Relations ist als Gegenstück zu den von Einzelinteressen dominierten bisherigen Methoden der Kommunikationen in Wirtschaft und Politik entstanden.

Mit einigen konkreten Beispielen möchte ich demonstrieren, was Basic Relations sein sollte bzw. wo es fehlt:

Fallbeispiel 1. Ein großes Freizeitunternehmen erschließt in einem ländlichen Gebiet Neuland und entfaltet rege Bautätigkeit. Wenn man glauben möchte, daß angesichts des zu erwartenden Erfolgs heimische Unternehmen wie Pilze aus dem Boden schießen würden, um mitzuprofitieren, hat man sich getäuscht. Die Gründe in dieser finanzschwachen Region sind mannigfaltig. Doch all die Gründe hatten eine gemeinsame Wurzel: Angst, Neid, Mißtrauen, Unsicherheit, Resignation – ein Sammelbecken negativer Emotionen. Information mag da einiges abmildern, aber die Symptome waren keine Reaktion auf das neue Unternehmen, sondern sie waren einfach da, einfach präsent, seit Jahrhunderten oder noch länger an diesem Ort! Nun kann man wirklich nicht erwarten, daß ein Freizeitunternehmen einen PR-Berater als Therapeuten für eine Region beschäftigt. Wer aber bezahlt die Therapie einer ganzen Region? Der/die GesundheitsministerIn? Die Bürgermeister? Wer klärt auf, berät, motiviert? Wer macht uns überhaupt bewußt, wie schlecht wir miteinander kommunizieren? Wer ist eigentlich daran interessiert, daß wie besser miteinander kommunizieren (das heißt, wer heuchelt nicht nur Interesse…)? Basis Relations-Kontakte dieser Region hätten diese umfassend mit Know-How versehen und einen Erfahrungsaustausch mit anderen Gemeinden ermöglicht.

Fallbeispiel 2: Sprachen sind eines meiner Hobbys. Irgendwann stieß ich auf Esperanto. Esperanto ist zwar eine Kunstsprache, aber dafür innerhalb kürzester Zeit zu lernen – also das perfekte Mittel zur Verständigung. Esperantolehrer klärten mich auf, daß gerade dieser Umstand das Haupthindernis sei. Unter all den irrationalen Gründen, Esperanto abzulehnen, sei der vorherrschende, daß es Ängste gebe, so rasch Barrieren untereinander abzubauen, bzw. daß Esperanto gerade deshalb gerne ins Lächerliche gezogen wird – bewußt von jenen, die gar nicht interessiert sind, daß wir einander rasch und gut verstehen – und unbewußt von den Nachahmern, die solche Gerüchte ungeprüft übernehmen.

Fallbeispiel 3: Schulkinder. Als Mutter ist es mir nicht egal, daß sich die Schüler in unserem Land mit viel Zeug abschleppen, während in anderen Ländern Schließfächern seit Jahrzehnten gang und gäbe sind. Bei meinem Versuch, etwas in Gang zu bringen, die kuriosesten Hindernisse erlebt. Die erstaunlichste Erfahrung war die Tatsache, daß zwar einige, unter andere zwei UnterrichtsministerInnen, meine Anfrage löblich fanden, aber offensichtlich weder Schulinspektoren noch Minister noch Ärzte noch Medien an diesem Thema interessiert waren. Stattdessen wird mitunter Haltungsturnen propagiert, um den armen SchülerInnen zu helfen, die unter dem stundenlangen Sitzen und unter den schweren Schultaschen leiden.

Fallbeispiel 4: Vater Staat liebt uns, Vater Staat sorgt für uns… Warum gibt es noch immer Schulzwang, Militärzwang, Enteignungsverfahren, an die zwanzig Sozialversicherungsträger, haarsträubende Politikerbezüge, offen deklarierte Manipulation (EU-Kampagne) und die Austria Tabakwerke? Ich behaupte, die Beziehungen der Basis zu Vater Staat können aufgrund solcher Strukturen nicht gesund sein. (Was in der Schule inhaltlich mit uns geschieht, ist eine andere Geschichte). Basic Relations baut kein Heer von Widerstandskämpfern auf, das sich gegen staatliche Einflüsse wehrt. Aber es kann Lösungen aufzeigen.

Fallbeispiel 5: Die Schutzimpfungen und andere seltsame Formen der Prophylaxe und der Einschüchterung. Das Thema ist so unglaublich, je näher man darüber informiert wird, daß letztlich nur die eine Frage übrig bleibt: warum hat man uns das nie gesagt? Basis Relations – oder wie immer das künftig mal heißen wird.

Funktionieren kann Basic Relations, sobald diese Idee aufgegriffen wird, sobald mindestens zwei Partner damit experimentell beginnen bzw. sobald die Zeit dafür reif ist – wobei es keine Rolle spielt, ob das Kind einen anderen Namen tragen wird. Ich bin überzeugt: BR wird kommen, Keimzellen sind bereits da. Sie befinden sich dort, wo bereits Menschen in der Lage sind, alte Bahnen zu verlassen und über alle Grenzen zu kooperieren. Eine weitere Überlegung: BR-ExpertInnen zu trainieren, die dort als KommunikationsberaterInnen eingesetzt werden können, wo die herkömmlichen Methoden der Public Relations zu eng sind.

Ich bitte um Nachsicht, wenn manches noch ein wenig unausgegoren wirkt. Ich habe eingangs von einer Vision gesprochen: Das geschilderte Modell bietet ein Instrumentarium zur Verbesserung der Kommunikation und zur Harmonisierung unterschiedlicher Interessen an. Wie es Gestalt annehmen wird, wir die Zukunft zeigen.

Lygia Simetzberger war von 1989 – 1996 freiberufliche PR-Beraterin und ist derzeit als PR-Allrounderin für eine international bekannte Non-Profit-Organisation tätig.

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