Rodungsarbeiten 2010

Rodungsarbeiten (8. Juli 2010)

Von Brombeeren und Schlehdornen zerkratzt, von Bremsen und anderen blutsaugenden Monstern gepiekst, Hände und Füße vom Einsatz geschwollen, schweißgebadet… so wanke ich nach der Vormittagsschicht wieder in die gute Stube. Immerhin, der stark verdünnte Eistee schmeckt elysisch und das Stückchen Jausenbrot besser als der feinste Sonntagsmahl.  Beim Anblick des grünen Hofs, der bunten Blumen, der gründen Waldmauer vis-à-vis fühle ich mich transzendierend, leicht wie eine Wolke, während das Wehtun sämtlicher Knochen erst nach und nach einsetzt. Himmel! Es stimmt mich trotzdem nicht zufrieden. Mein Ordnungswerk, schon lange überfällig, ist gleichzeitig Zerstörungswerk. Wie viele Mikrokosmen habe ich heute durcheinandergebracht, zerstört? Ein wenig zu viel gezupft  und schon ein Stück vom großen Ameisenbau abgerissen. Aber auch ein Bäumchen befreit, das mit einem Stock markiert, im Gestrüpp dennoch untergangen war, überwuchert an die drei Jahre ausharren musste, bis ich es – verbogen, dürftig – wieder ans Licht holte.

Gerne würde ich die übermächtigen Brombeeren, die alles niederreißen, in unseliger Allianz mit den Glycinen zum Inbegriff eines grünen Alptraums werden, bis an die Wurzel ausrotten. Doch es ist schon eine reife Leistung, einen Brombeerstock bis an den Boden niederzuschnipseln. Bleibt nur, weiterhin alles unter Kontrolle zu halten, den neuerlichen Anfängen zu wehren. Das Hechten zum Telefon und zum Briefträger wurde zum Hochpotenzsport, musste ich aus dem Dickich nach oben kraxeln und dann im Dauergalopp ins Haus bzw .durch das ganze Haus flitzen.

Besonders lustig war’s am steilen Hang – an der Böschung hinterm Haus. Es hieß immer achtsam sein, nur ja kein Ausrutscher, der unweigerlich einen Sturz in die Dornen bedeutet hätte, qualvoll allein schon der Gedanke.

Einige Fuhren Brombeertriebe, Äste, Ranken waren wegzuführen. Nichts geht mehr. Es bleibt noch ein so ungeheures Pensum, dass ich beim Planen erschaudere. Bäume sind zu fällen. Sträucher zu kappen. Der Wein ist frei zu schneiden. Und dann geht es weiter beim Teich… Holz ist zu schneiden, Früchte sind zu ernten.  Und die Wiesen sind zu mähen. Mähen bei mir… das ist eine spezielle Story!